Mittwoch, 17. September 2025

G L Ä S E R N forms of uncontrolled control

 Schloss Biesdorf

10. März – 13. April 2025
Eröffnung: 9. März 2025, 18:00 Uhr


Mit: Ina Bierstedt, Carsten Becker, Roberto Uribe Castro, Monika Goetz, Tilman Hornig, Isa Melsheimer, Monira Al Qadiri, Felix Kiessling, Marcel Buehler, Sunah Choi, Kai Schiemenz, Thilo Westermann, Christian Niccoli, Shirin Sabahi, Julius Weiland, Nicole Wendel & Emma Cocker, René Wirths

Die UNESCO hat Ende 2023 die Manuelle Glasfertigung zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Das lichtdurchleuchtete Material spielt in historischem Kunsthandwerk eine ebenso bedeutende Rolle wie in der Architektur: Von kostbaren, zumeist farbigen Glasfenstern sakraler Bauten bis zum visionären Glauben an grenzenlose Offenheit und Demokratie, der sich nicht zuletzt in der Architektur der Moderne ablesen lässt. Im übertragenen Sinne werden mit „gläsern“ auch ein leerer Blick oder Grenzen der Karriereleiter (die gläserne Decke) bezeichnet und der Begriff dient ebenso als Metapher für Datenschutz, Überwachung oder die Durchleuchtung staatlicher Kontrollmechanismen. 



Kai Schiemenz 'Liqui moly', 2025
aus der Serie: Cat's Pyjamas
Epoxydharz, Sockel: Beton; 60 × 32 × 27,5 cm

Kai Schiemenz Elf, 2025, aus der Serie: Cat's Pyjamas
Epoxydharz, Sockel: Beton; 75,8 × 21 × 19 cm


Kai Schiemenz Valvoline, 2025
aus der Serie: Cat's Pyjamas; Epoxydharz, Sockel: Beton

Kai Schiemenz 'Motul', 2025
aus der Serie: Cat's Pyjamas, 
Epoxydharz, Sockel: Beton


Zerbrechlich und doch sehr hart, begehrenswert schön und gefährlich scharfkantig: Glas vereint handwerklich-technische Aspekte mit einer eigenen ästhetischen Kategorie – ein Material, das das Materielle überwindet. Visionäre Transformationen in der Baukunst reagierten auf die gesellschaftlichen Umbrüche der Aufklärung und übersetzten einstmals sakrale Konnotationen des Gläsernen in den Glauben an grenzenlose Offenheit und Demokratie – wie im spektakulären Kristallpalast, den Joseph Paxton für die 1. Weltausstellung 1851 im Londoner Hyde Park entwarf. Das meist lichtdurchlässige Material übt eine Faszination aus. Assoziationen reichen von antikem Kunsthandwerk und kostbaren Gefäßen bis hin zu deren Inhalten, zu Erinnerungen und historischen, geistigen und spirituellen Spuren. Sprachlich betrachtet bedeutet „gläsern“: durchsichtig, transparent, glasklar oder auch glasartig. Im übertragenen Sinne wird damit auch die Offenlegung von – oft gesellschaftspolitischen – Zusammenhängen beschrieben. 

Die vielen Facetten von Glas zwischen Medium und Metapher beschäftigen Künstler:innen aller Genres seit jeher. Sie verwenden den amorphen Stoff als Material und versuchen gleichzeitig die Erfahrung einer unwirklichen Transzendenz festzuhalten. Vom „Gläsernen Menschen“ des Deutschen Hygiene-Museums Dresden bis zur „Gläsernen Blume“ im Berliner Palast der Republik – gestalterische Entwicklung und technische Machbarkeit ermöglichen immer mehr Varianten der vertrauten funktionalen, aber auch dekorativen Vielfalt.

 



https://www.tagesspiegel.de/kultur/die-ausstellung-glasern-in-schloss-biesdorf-zerbrechliche-schonheiten-zwischen-gluck-und-grusel-13351129.html

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