Where the earth is the sky is the earth
Kai Schiemenz hat das begehbare Modell eines Theatro della Memoria aufgebaut, das auf Giulio Camillo aus der italienischen Renaissance zurückgeht. Schiemenz entführt die Besucher in eine Art meditatives Theater, in dem sie Wachstum, Nutzen und Schönheit der Natur auf besondere Weise erleben können. Zu beobachten sind spezielle Orchideen, die ihre Nahrung aus der Luft ziehen oder Austernpilze, die - einmal in den Nährboden ausgesät - keine weitere Nahrung benötigen. Der Titel der Arbeit geht zurück auf einen Dokumentarfilm aus den 1960er Jahren, der das Bevölkerungswachstum und den rapiden Klimawandel untersuchte.
Where the earth is the sky is the earth; 550 x 600 x 600; Holz und Metall
Ein Garten ist ein abgeschlossenes Terrain, in dem unsere Vorstellungen der Welt, den jeweils geltenden Gesellschafts- und Naturidealen entsprechend gestaltet wird. Die ersten Gärten der Renaissance waren als Skulpturengärten, als Theater, archäologische Museen, botanische Enzyklopädien und auch als Vergnügungsparks gebaut. In ihnen herrschte die Vorstellung, das der Mensch aus dem Paradies stammt. So ist der Garten zu einem abgegrenzten Bereich geworden in dem ‚Ewiges Leben’ herrscht. Oft waren sie abgeleitet aus antiken Texten, beispielsweise den Metamorphosen Ovids. In ihnen wurden metaphorische Ketten hergestellt, die Natur direkt mit Künstlichkeit verknüpften, in denen Natur Kunst imitierte und Kunst Natur.
Die Skulptur Where the earth is the sky is the earth geht zurück, auf die Idee eines Theaters, das nie gebaut wurde, das Theatro del Mundo von Giulio Camillo. Es war das ultimative Modell für einen Garten als Erinnerungstheater. Dieses Theater war genau groß genug, für einen einzigen Zuschauer, der aber anders als im Theater mit klassischer Guckkastenbühne, im Zentrum des Theaters stand. Bühne und Zuschauerraum waren hier gespiegelt. Durch diese Verdrehung, das den Zuschauer in die Mitte der Bühne stellt, änderte sich die Perspektive des Betrachters und des Betrachtens. Welt wird hier zur Bühne.
In Where the earth is the sky is the earth schraubt sich eine Sitzreihe um einen ‘fliegenden’ Garten in Schleifen hinauf und hinab. In diesem verschränken sich zwei Ebenen miteinander, die Nützliche, mit einer Austenpilzzucht und die Schöne, mit einer Orchideen Anpflanzung. Die Skulptur ist so gebaut, dass
es nicht mehr als sechs Personen gleichzeitig möglich sein wird, sie zu begehen und damit eine Situation entstehen lässt, bei der sich der Zuschauer im Idealfall dem Zuschauer beim Zuschauen zuschauen kann. Sie untersucht Konstruktionen öffentlicher Räume, insbesondere den Transfer theatraler Räume in öffentliche Räume. Diese Art der Nutzung des Garten als Theater findet sich in ähnlicher Weise im damaligen Versailles, hier dienten alle Gärten/Parkanlagen temporär als Display für die Stücke von Moliere und Lully. Jedoch soll in Where the earth is the sky is the earth eine soziale Plastik entstehen, die sowohl diskursiv als auch performativ-praktisch nach der Verbindung von Architektur und Gemeinschaft fragt. Sie ist ein Pavillon, der eine klassische Gartenarchitektur ist, die einen Ort des Verweilens schafft und auch ein Ort des Schlenderns in Gedanken.
Die Arbeit wurde möglich gemacht durch die Unterstützung der BUGA 2009 Schwerin, BioPilzeBerlin, Iris Flügel, Mark + Erik Haugwitz, Gregor Siehms, Nicolas Russel
links: http://www.buga-2009.de/de/gartenschau/das-buga-gelaende/kunst-auf-der-buga/kai-schiemenz/
http://www.taz.de/1/leben/kuenste/artikel/1/kunst-im-gruenen/
http://balkon-garten.blogspot.com/2009/07/letzten-donnerstag.html
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