Die verlassene Kammer des Architekten
650 x 830 x 420 in Sperrholz und mit Holzleisten
Mit dieser Ausstellung des Berliner Künstlers Kai Schiemenz findet die Ausstellungsfolge Reihe:Ordnung unter dem Schlagwort ZUKUNFT ihren Abschluss. Auch wenn sich die Reihe:Ordnung immer jedem Anspruch auf Repräsentation unter den titelgebenden Schlagworten Arbeit, Liebe, Geld, Sex, Macht und Freiheit erklärtermassen entzog, konfrontierte sie doch die künstlerischen Positionen mit einer jeweiligen Erwartung des Publikums. Diese Erwartung bildete sich aus kulturellen Paradigmen, wie auch aus subjektiven Erfahrungen als Zeichen der Verhandelbarkeit dieser Gesellschaft konstituierenden Begriffe und Werte. Die Ausstellungen der Reihe:Ordnung sollten als eine Form des kollektiven Zugangs für Künstler, Kuratoren und Publikum verstanden werden, mit dem Ziel über künstlerische Abstraktion einen subjektiven Standpunkt über das Kunstwerk hinaus zu evozieren und sinnlich, wie auch diskursiv erfahrbar zu machen.
Foto: Philip Gaisser
veranstaltung des wirtschaftsverein süderelbe: kreativität als innovationsfaktor
Für diese Ausstellung hat Kai Schiemenz einen Kollektor an der Grenze von Architekturmodell und Skupltur entworfen. Seit 2003 konstruiert Schiemenz diese Kollektoren, ausgehend von einer Theorie der Arenen und neuzeitlichen Stadien. Stadien sind der Architektur-gewordene Ausdruck von Gemeinschaft in der Masse. Das Ereignis ist dabei neben dem äusseren Grund des Zusammenkommens (Sportveranstaltung, Konzert etc.) auch die Masse und ihre Sichtbarkeit selbst. Die Architektur des Stadions »reagiert damit auf ein Begehren nach Überschreitung der Ich-Grenzen und nach Verschmelzung mit dem Anderen« (Knut Ebeling im Katalog des Künstlers). Schiemenz hat den totalitären Ausdruck dieser Architektur erkannt und zunehmend versucht, den von ihr geformten Raum in seinen Modellen zu enthierarchisieren und diesem Anliegen auch eine äusseren Ausdruck zu geben.
Architektur wird nicht als neutrale Schachtel begriffen, sondern als konstitutives Element: Gemeinschaften werden ausgehend von Kollektoren geformt und genormt.
»Die verlassene Kammer des Architekten« ist der Titel der für den Kunstverein Harburger Bahnhof entstandenen Arbeit. Im Gegensatz zum Stadion, bei dem das Äussere das Innere autoritär umschliesst, mit dem Ziel ihm ein eindeutiges Zentrum zu geben, scheint hier das Äussere durch seine polygonen Formen in viele Richtungen nach Aussen zu weisen. Dadurch heterogenisiert sich sein Inneres und eröffnet die Möchkeit mehrerer Blickzentren. Schiemenz stellt sich dieser architekturtypischen Betrachtung, indem er seine Skulptur über eine funktionale Treppe und einen Eintritt begehbar macht. Damit wird dieser Kollektor, unter Verwais auf damalige Revolutions-konstruktivistische Modelle, zu einem Entwurf einer Möglichkeit von Gemeinschaft, die mehr von einer Vielheit (»Multitude«) ausgeht, als von einem disziplinierten Ganzen. Die äussere Form umkreisende Ringe unstreichen die Organik eines solch utopischen Ansatzes.
Im Rahmen dieser Ausstellung möchte der Kunstverein Harburger Bahnhof sehr unterschiedliche Veranstaltungsformate im Bezug auf die Wirkung unter diesem Kollektoren untersuchen und für einen Katalogbeitrag fotografisch auswerten.
Die Ausstellung ist zugleich der vierte Beitrag einer Kooperation mit der Halle für Kunst Lüneburg, der Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen und dem Künstlerhaus Bremen unter dem Titel »Space Revised« (überprüfter Raum). Die vier Ausstellungen werden nahezu zeitgleich eröffnet und gemeinsam im besagten Katalog zusammengefasst.
Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung
Samstag, 16. Mai 2009
Lange Nacht der Museen
18.00 bis 2.00
ab 18.00 stündliche Führungen durch die Ausstellung
dann 2 Konzerte:
22.00 Miss le Bomb
24.00 Arne Zank "LOVE and HATE from A to Z"
Montag, 25. Mai, 18.00
»Kreativität als Innovationsmotor – neue Kooperationen in Zeiten des Wandels«
eine Veranstaltung des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden mit den Unternehmensberatern Marion und Klaus Elle.
Samstag, 30. Mai, 17.00: High Tea des Verlags Philo Fine Arts
Der Autor Robert Pfaller spricht anlässlich des neuen Fundusbandes "Interpassivität" über Kuratoren und andere interpassive Kunst-Elemente.
Samstag, 6. Juni, 17.00: High Tea des Verlags Philo Fine Arts
Christian Janecke (HFG Offenbach) über »Performance und Bild / Performance als Bild«
Freitag 12.Juni
eine Veranstaltung im Rahmen des Hamburger Architektursommers
19.00 : Führung durch die Ausstellung
20.00 : "Archäologie des öffentlichen Raums"
ein moderiertes Gespräch zwischen Kai Schiemenz (bildender Künstler) und Knut Ebeling (Kulturwissenschaftler) über eine künstlerisch-wissenschaftliche Raumforschung zu Stadien.
Freitag 19.Juni 09, 20.30
»Über die negative Affirmation«
ein Vortrag von Prof. Dr. sc. tc. h.c. Bazon Brock
Mittwoch, 24. Juni
Donnerstag, 25. Juni, jeweils 19.30
»Haltestelle.Geister« von Helmut Krausser
Kurs Darstellendes Spiel, 4.Semester des Gymnasiums Süderelbe
Samstag, 11.Juli
»Revue #1 Session« (Hamburger Version)
Armin Chodzinskis Bühnenmanuskript, 2007 für den ersten Teil der Reihe:Ordnung geschrieben, zum Abschluss zu einer Aufführung gebracht durch Joel Verwimp
6. Mai – 12. Juli
Kunstverein Harburger Bahnhof
space revised #4 Manufactured Communities. Raum und Gemeinschaft
»Reihe:Ordnung sagt – Zukunft« mit Kai Schiemenz
links: www.kunstvereinharburgerbahnhof.de
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,625568,00.html
http://kunstschau.netsamurai.de/2009/06/09/space-oddity-im-warteraum-kai-schiemenz-im-harburger-bahnhof/
http://www.art-magazin.de/kunst/18583/space_revised_bremen_hamburg_lueneburg
http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=ku&dig=2009%2F05%2F16%2Fa0195&cHash=30d06b7c16
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