Freitag, 6. Mai 2022

'Curiosity Killed the Cat'

Kai Schiemenz

November 6 - December 18, 2021
extended until January 29, 2022
Galerie EIGEN + ART Leipzig

 

Glazed ceramic tiles mounted on Aluminium


Ausstellungsansicht Galerie Eigen + Art, Leipzig, Foto: Uwe Walter

'Curiosity Killed the Cat'  Keramik Wandarbeit, Foto: Uwe Walter


'Curiosity Killed the Cat'  Keramik Wandarbeit, Foto: Uwe Walter




Oberfläche als Archiv

Das facettenreiche Werk von Kai Schiemenz haben wir bereits mehrfach vorgestellt. Acht großformatige Holzdrucke wurden in den letzten Jahren ediert, mit Mr. Hyde haben wir 2012 eine große Rauminstallation in unserem Kunstraum präsentiert und parallel in Portfolio No4 Schiemenz’ Installationen, Skulpturen, Graphiken und Malerei publiziert. Aktuell arbeitet der in Berlin lebende Künstler an kleinformatigen Skulpturen und Wandreliefs aus ungewöhnlichen Materialien.

griffelkunst: Bekannt geworden bist Du mit großformatigen, begehbaren Skulpturen. Dabei ging es häufig um die Befragung des Raumes, der durch Architektur definiert wird. Nun experimentierst Du mit farbigem Glas und glasierter Keramik und realisierst Skulpturen in viel kleineren Dimensionen. Wie kam es zu dieser Veränderung?

Kai Schiemenz: Die großen begehbaren Skulpturen bestanden in der Regel aus Holz. Sie bezogen sich in ihrer Modellhaftigkeit auf öffentliche Strukturen, wie Kinos, Archive oder Stadien, die Situationen schaffen, in der oft der oder die BetrachterIn sich beim Betrachten betrachten kann. Die neuen Skulpturen verändern dieses Verhältnis. Sie schaffen ein Gegenüber, das einen Bezug zum Körper entwickelt. Dabei wird die Oberfläche wichtig und ist Teil dieses Verhältnisses. Sie lädt ein. In den letzten drei Jahren habe ich viele Skulpturen aus Glas realisiert. Glas ist transparent, man kann meist durch seine Oberfläche hindurchsehen. Die Oberfläche ist hier nicht mehr die Grenze der Sichtbarkeit. Plötzlich schaue ich in einen Innenraum, sehe hier und da eine Blase, sehe wie mit der Stärke des Glases das Licht abnimmt. Man versinkt ins Dunkel eines Raumes, der hinter der Oberfläche beginnt. Und die Oberfläche funktioniert als Aufzeichnung, in die sich die Spuren der Herstellung als Scharten und Kratzer einschreiben. Oberfläche als Archiv.

griffelkunst: Für die griffelkunst hast Du aktuell zwei Kachel-Bilder entwickelt, die durch ihre Bildhaftigkeit, Materie und Oberfläche begeistern. Wie bei Deinen Glasskulpturen spürt man auch hier den Spaß an der Materialität. Wie wichtig ist der Prozess der Herstellung für Dich?

Kai Schiemenz: Mit den Händen etwas herzustellen ist immer belohnend. Ich zeichne gern, baue Modelle, ..., aber die Skulpturen setzte ich in der Regel nicht selbst um. Ich arbeite gern mit Materialien, die dazu neigen, dass etwas Neues, Unerwartetes entsteht, Materialien, die sich nur schwer steuern lassen. Das verändert zwangsweise mein Verhältnis zum Objekt. Die Form wird unwichtiger, absichtsfreier.

griffelkunst: Die graphischen Strukturen der Kacheln lassen unweigerlich an frühe Bilder der Moderne denken. Inwieweit zitierst Du diese Epoche?

Kai Schiemenz: Ach die Moderne, die hat eben viel mit Architektur zu tun, mit einer Zeit der aufkommenden Massenproduktion in Verbindung mit einem starken Sehnsuchtsmotiv, das Richtung ,Zukunft‘ zeigt. In diesem romantischen Zuwenden sehe ich die Nähe zu den keramischen Bildern. Als Kind hatte ich einen Rückzugsort, das Bad. Oft verbrachte ich hier längere Zeit, versunken in den endlosen Strukturen des Terrazzo oder in den Verläufen transparent glasierter Kacheln. Sie öffneten einen Raum, einen Vorstellungsraum, der nichts mit dem Bad zu tun hatte, aber in ihm vorhanden war. Mit den keramischen Bildern assoziiere ich diese Empfindungen.

Das Interview mit Kai Schiemenz führte Brigitte Bedei per E-Mail im September 2017.



GLÄSERNE STEINE

at GRASSI Museum of Applied Arts

 

Transparent and yet opaque, glass and somehow still stone — the glass sculptures of Kai Schiemenz imitate the material of stone, yet at the same time appear fragile and delicate.

 

Ausstellungsansich: Grassi Museum, Foto: Uwe Walter

The artist is inspired in his form-finding by fragments of stone that he discovers in quarries. Back in the studio, he makes impressions of their surfaces, which in turn are transferred to glass in factories in Bohemia. This Bohemian, centuries-old and elaborate technique of casting in glass lends the sculptures of Kai Schiemenz a particular and unique materiality. The traces of this process are visible on the glass surface of his objects, and they tell a story about the creation of these objects.

At the same time, the artworks are characterised by an intense colourfulness that captivates the viewer. In the possibility of approaching the sculptures from all sides, as well as their relation to the changing light of day, not only are the artworks themselves subject to constant flux, but also the viewer’s perception. The glass sculptures allow us to look inside them, but they can never be seen through completely. The presentation in the light-flooded orangery of the museum fields this game of perception.

Works by Kai Schiemenz can also be seen in the exhibition 'Kolk' at the Leipzig gallery EIGEN + ART until 29.01.2022.

 Curation: Sandra Braune and Kai Schiemenz

Blick in die Ausstellung "Gläserne Steine. Kai Schiemenz" 
  Bildrechte: Raumansicht / Foto: Felix Bielmeier

Ausstellungsansich: Grassi Museum, Foto: Uwe Walter   

Ausstellungsansich: Grassi Museum, Foto: Uwe Walter


Ausstellungsansich: Grassi Museum, Foto: Uwe Walter
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Ausstellungsansich: Grassi Museum, Foto: Uwe Walter

Ab 25.11.2021 präsentiert das GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig Glasskulpturen von Kai Schiemenz. Der in Berlin lebende Künstler hat dafür zehn freistehende Glasskulpturen sowie drei Wandarbeiten, sämtlich entstanden in den Jahren zwischen 2013 und 2019, ausgewählt. Kai Schiemenz inszeniert seine farbintensiven, teils polychromen Arbeiten in Kombination mit Gesteinen und Mineralien aus öffentlichen und privaten Sammlungen.

Kai Schiemenz, 1966 in Erfurt geboren, studierte in den 1990er Jahren unter anderem an der Universität der Künste Berlin, wo er zuletzt Meisterschüler von Lothar Baumgarten war. Seit 2012 schafft er seine beeindruckenden Glasskulpturen, die auf faszinierende Weise mit dem Licht spielen: Sie scheinen transparent und opak zugleich und mitunter auf rätselhafte Weise von innen heraus zu leuchten.

Die farbintensiven, teils polychromen Glasskulpturen von Kai Schiemenz wirken auf den ersten Blick wie kostbare Gesteine und Mineralien. Bei der Formfindung lässt sich der Künstler von Steinformationen aus einem Steinbruch inspirieren.


 

© Karolin Kelm

Die im Atelier entstandenen Abformungen werden in einer tschechischen Manufaktur in Glas übertragen. Bis zu einem Jahr kann der Herstellungsprozess andauern, bei dem sich die Oberfläche der "gläsernen Steine" zu einem Archiv ihrer Entstehung wandelt.

 


Fritz Schiemenz - Über die Steine Steinernes Erinnern - Erzählungen eines Mineralogen Mintze Tummescheit interviewt Fritz Schiemenz über seine Steinesammlung, für die Ausstellung 'Gläserne Steine' von Kai Schiemenz im Grassimuseum für angewandte Kunst. 25.11.2021–03.04.2022 Leipzig Schnitt: Samuel von Düffel Fotografie: Esther Hoyer

 



 

 

UNVERGÄNGLICHE ZEUGEN
Über Systematiken und Ordnungen



Kai Schiemenz stellt seine Arbeiten neben Sammlungsauszüge des Naturkundemuseums Leipzig, des Leipziger Juweliers Ernst Treusch und des Vaters des Künstlers. Ergänzend dazu überraschen Arbeiten der Schmuckgestalterin Jil Köhn, deren Schmuckstücke an Steinformen erinnern. Die von Schiemenz ausgesuchten Sammlungsauszüge werden auf einer von ihm gebauten Raumskulptur präsentiert, die die Besucher*innen durch die Orangerie leitet.

Ausstellungsansich: Grassi Museum, Foto: Uwe Walter

 https://mediaguide.grassimuseum.de/#/_/page/3746

MEDIAGUIDE
Durch die Sonderausstellung leitet der Mediaguide. Dieser kann ab Ausstellungsstart kostenfrei am Kassentresen ausgeliehen oder als App per QR-Code bzw. im PlayStore oder AppStore unter dem Namen "GRASSI Museum für Angewandte Kunst" heruntergeladen werden.

 https://www.grassimak.de/fileadmin/user_upload/GRASSI_MAK/02_Sonderausstellungen/2021/Kai_Schiemenz_GlaeserneSteine/211119-HLA-GRASSI-Glaeserne-Steine-Begleitheft-A5-LOW.pdf

Laufzeit der Ausstellung:

25.11.2021 – 3.4.2022

Zeitgleich zu GLÄSERNE STEINE. KAI SCHIEMENZ sind weitere Arbeiten des Künstlers bis zum 18.12.2021 unter dem Titel "Kolk’" in der Leipziger Galerie EIGEN+ART zu sehen.

 
 

Pressekonferenz:
Di, 23.11.2021, 11 Uhr im Beisein des Künstlers

Start der Ausstellung mit freiem Rundgang:
Mi, 24.11., 18 – 22 Uhr

Ausstellungsbegleitende Veranstaltungen:
Das gesamte Programm finden Sie hier:
http://www.grassimak.de/programm/kalender/

Kuratorin:
Sandra Braune/ Wissenschaftliche Volontärin GRASSI Museum für Angewandte
Kunst und Kai Schiemenz

Grafische Gestaltung:
Happy Little Accidents. Studio for Visual Communication, Leipzig

Öffnungszeiten:
Di – So, Feiertage: 10 – 18 Uhr
montags sowie am 24.12. und 31.12.2021 geschlossen

https://www.mdr.de/kultur/ausflug-tipps/glaskunst-sachsen-anhalt-thueringen-sachsen-100.html#sprung4